Von Kai Gemeinder
Es scheint, als lägen Welten zwischen jenem sonnigen Tag im Mai 2019, an dem die Deutsche Schulsportstiftung im Beisein hochkarätiger Jubiläumsbotschafter*innen wie Britta Steffen und Robert Harting voller Stolz ihren „Jugend trainiert“ Doppeldecker im Berliner Olympiastadion offiziell vorstellte, und dem 30. Juli 2020, der das Ende des Jubiläums-Schuljahres 2019/20 markiert. Nur das Wetter zeigt sich unverändert: Die Sonne schien damals wie heute über Berlin. Ansonsten ist Corona-bedingt derzeit nichts mehr so, wie es einmal war.
Aber zurück zum Anfang: Anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Jugend trainiert für Olympia wurde der ehemalige Linien- und Reisebus mit Baujahr 1961 in liebevoller Handarbeit zum rollenden Botschafter des Schulsportwettbewerbs umgestaltet und erstrahlte am 8. Mai 2019 beim Auftakt des Frühjahrsfinales in neuem Glanz. Auf der Außenhaut stand in großen Lettern Jugend trainiert für Olympia & Paralympics geschrieben – als Ausdruck der Tatsache, dass mit der Zusammenlegung beider Wettbewerbe in der jüngeren Vergangenheit ein wichtiger Meilenstein vollzogen wurde. Im Inneren zeigten eine kleine Ausstellung und ein Mini-Kino Wissenswertes über die Geschichte und Erfolge von 50 Jahren „Jugend trainiert“.
Dass der Büssing D2U zu dem Zeitpunkt bereits rund 1,2 Millionen gefahrene Kilometer, unter anderem mit Aufenthalten am Nordkap und in der Sahara, auf dem Buckel hatte, war ihm beim besten Willen nicht anzusehen.
Fortan begab sich der Oldtimer auf große Deutschlandtour, um für den Schulsportwettbewerb und dessen Jubiläum zu werben. Zwischen Juni 2019 und dem letzten Tourstopp am 11. März 2020 in Frankfurt am Main fuhr der Bus insgesamt 19 Ziele der „50 Jahre – 50 Orte“ Kampagne an und legte weitere 7000 Kilometer zurück.
Zu den Höhepunkten seiner Reise zählte sicherlich der Besuch der Vierschanzentournee in Oberstdorf. Fast 750 Kilometer musste der 11,5 Tonnen schwere Bus vom vorigen Tourstopp beim Schul- und Leistungsportzentrum Berlin bis zum Kurpark der südlichsten Gemeinde Deutschlands zurücklegen, damit in seinem Innenraum die Kinder-PK stattfinden konnte, bei der sich die Ski-Adler Martin Schmitt und Sven Hannawald den Fragen des Sportnachwuchses stellten.
Auch bei vielen anderen Tour-Halten, wie zum Auftakt in Hannover oder dem Ruder-Landesfinale in Oberschleißheim, dem Landesfinale im Hockey und Tennis in Nürnberg sowie beim Carl-von-Linné-Cup im Para Schwimmen in Berlin, trafen Schülerinnen und Schüler zum direkten Austausch auf ihre sportlichen Vorbilder.
Nicht selten bot der Doppeldecker im „Jugend trainiert“ Design dabei den würdigen Rahmen und Hintergrund, wenn medienwirksam die Jubiläumsplaketten an Orte mit besonderer „Jugend trainiert“ Vergangenheit verliehen wurden.
Der Bus wurde zum Schauplatz zahlloser Begegnungen und hätte sicher noch eine Reihe weiterer schöner Momente erlebt, wenn die Corona-Pandemie nicht für das vorzeitige Ende der Deutschlandtour gesorgt hätte. Zwischen März und Juli sollten eigentlich noch ein Dutzend Etappenziele und etwa 5000 weitere Kilometer im Fahrtenbuch aufgezeichnet werden. Nun ist es anders gekommen und das Kapitel Deutschlandtour im „Jugend trainiert“ Auftrag ist mit dem Ende des Jubiläumsschuljahres abgeschlossen.
Der Abschied fällt nicht leicht. Aber wer weiß: Vielleicht öffnet der alte Doppeldecker im jungen Gewand doch noch mal seine Türen und gewährt spannende Einblicke in die 50-jährige Historie von Jugend trainiert für Olympia – oder wie es heute heißt: Jugend trainiert für Olympia & Paralympics. Man kann nie wissen.