Olympische Sportarten
Paralympische Sportarten

Balsam für die Seele

Anna Didychuk ist vor etwa sechs Wochen mit ihrer Mutter sowie zwei Geschwistern aus der Ukraine geflüchtet und lebt derzeit in Hamburg. Dort besucht sie seit einem Monat die Stadtteilschule Alter Teichweg. Anna spielt Basketball und sie spielt gut. So gut, dass man am ATw entschieden hat, die 15-Jährige mit zum Bundesfinale nach Berlin zu nehmen.

Von Kai Gemeinder

Basketball ist Annas Leidenschaft. Das eint sie mit ihren Mannschaftskolleginnen. Aber für Anna, die von allen Anja genannt wird, ist Basketball mehr als Sport. Basketball ist Heimat für sie. „Wenn ich auf dem Feld stehe, fühlt es sich an, als sei ich in der Ukraine. Das ist jetzt mein Team“, sagt sie und deutet auf ihre Hamburger Mitspielerinnen, die sich gerade in der Halle warmmachen.

In ihrer Heimatstadt Winnyzja, etwa 250 km südwestlich von Kiew gelegen, spielte Anja Basketball im Verein. Aber auch mit ihrer Schule nahm sie in der Ukraine an Basketballwettbewerben teil, die vergleichbar mit denen von Jugend trainiert für Olympia & Paralympics sind.

Beim Bundesfinale in Berlin ist sie nun Teil einer achtköpfigen Mannschaft, in der Mädchen aus drei verschiedenen Hamburger Basketballvereinen vertreten sind. Außerdem Anja und eine Fußballerin. Die oft zitierte integrative Kraft des Sports trägt mit Sicherheit dazu bei, eine Verbundenheit unter den Mädchen aufzubauen, und mag dabei helfen, aus einer Fremden eine Freundin werden zu lassen. Außerdem verdient sich Anja durch sportliche Leistung gleich im ersten Vorrundenspiel den Respekt und die Anerkennung ihres Teams.

Anja überzeugt mit Leistung und gewinnt mit ihrer Mannschaft Bronze

Beim knappen 26:24-Auftakt gegen das Gymnasium Hamme bringt sie sich voll ein und ist maßgeblich am hauchdünnen Erfolg der eigenen Mannschaft beteiligt. „Ohne Anja hätten wir es nicht geschafft“, sagt Betreuerin Marie Hemeyer. „Sie und Luise haben das Auftaktspiel gerissen.“ Es folgen souveräne Siege in den übrigen drei Gruppenspielen. In diesen setzen sich die Hamburgerinnen dank geschlossener Mannschaftsleistungen deutlich durch und ziehen als Gruppenerste ins Halbfinale ein. Dort kassiert das Team des ATw die einzige Niederlage des Turniers. Im kleinen Finale sichert sich die Stadtteilschule Alter Teichweg schließlich mit einem 33:13-Sieg über die Sportschulen Halle die Bronzemedaille beim Frühjahrsfinale von Jugend trainiert für Olympia & Paralympics.

Nichts verbindet mehr als sportlicher Erfolg. Außer vielleicht ein Spaziergang an die Spree

Sport verbindet. Sportlicher Erfolg sowieso. Aber auch abseits des Platzes verbringen die Schülerinnen beim Bundesfinale viel Zeit miteinander und lernen sich besser kennen.

Am Mittwochabend unternahmen die Teenager einen Spaziergang an die Spree. Dort saßen sie zusammen und erfuhren von Anja, wo sie herkommt und wie sie dort gelebt hat. Sie lernten zudem, dass die Ukraine fast doppelt so groß wie Deutschland ist und einiges mehr. Eine Mitschülerin sagte danach zu ihren Betreuerinnen Gesa Beecken und Marie Hemeyer, es sei schön gewesen, mehr über Anja zu erfahren, und zu spüren, wie sie sich den anderen im Gespräch geöffnet habe. Marie Hemeyer glaubt: „Das zeigt doch, dass sie sich hier und in der Gruppe wohlfühlt“.

Anja und ihre Familie möchten in Hamburg bleiben und suchen eine langfristige Mietwohnung

Tatsächlich möchten Anja und ihre Familie gerne in Hamburg bleiben. Dass Anja derzeit ausgerechnet die Stadtteilschule Alter Teichweg Hamburg besucht, liegt nicht zuletzt an ihrem Basketballtalent. Im offiziellen Informationszentrum erfuhr ihre Mutter, dass es sich bei der ATw um eine Eliteschule des Sports handelt und ihre Tochter dort besonders gut aufgehoben wäre.

Damit sie dort weiter zur Schule gehen und die Familie in Hamburg bleiben kann, muss die Mutter allerdings bis Mitte Juni eine neue Bleibe finden. Im Moment leben alle vier in der Wohnung einer Freundin der Mutter, die Englischlehrerin ist. Bis Mitte Juni aber muss die Familie in Hamburg eine neue Mietwohnung finden. Gelingt dies nicht, müssten die vier weiterziehen. Knapp 1.200 Euro Netto-Kaltmiete stehen zur Verfügung. Über Hinweise freut sich Mutter Lidia unter der Nummer +49 152 36227253.

Es ist der Familie zu wünschen, dass die Suche erfolgreich endet. Damit sie richtig in Hamburg ankommen kann. Und damit Anja weiterhin in Hamburg Basketball spielen und sich dadurch ein bisschen wie zuhause fühlen darf.

© alle Bilder DSSS/sampics

Zugänglichkeit
Barrierefreiheit

Um unsere Website für Sie optimal gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Einverstanden