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Comeback der Emotionen

Es war überwältigend. Der Schulsportwettbewerb Jugend trainiert für Olympia & Paralympics hat sich in der vergangenen Woche eindrucksvoll in der Hauptstadt zurückgemeldet und bei den mehr als 2.700 Teilnehmer*innen ein fünftägiges Feuerwerk der Emotionen ausgelöst, das noch lange nachhallen dürfte. Am Ende des 99. Berliner Bundesfinales war der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Schulsportstiftung Dr. Thomas Poller „glücklich und stolz, dass wir es geschafft haben“ und bedankte sich bei den Partnern und Verbänden für ihr Engagement.

Von Kai Gemeinder

Mehr als zweieinhalb Jahre mussten Schüler*innen, Lehrer*innen, Betreuer*innen, aber auch die Organisator*innen des Wettbewerbs warten, bis endlich wieder ein Bundesfinale von „Jugend trainiert“ in Berlin stattfinden konnte. Zuletzt war dies im Herbst 2019 der Fall. Das letzte Bundesfinale der Frühjahrsportarten lag gar drei Jahre zurück. Wie sehr alle Beteiligten nach den zehrenden Einschränkungen der Coronapandemie ein schulsportliches Highlight wie das Bundesfinale herbeigesehnt hatten, war vom Moment der Anreise über die drei Wettkampftage bis hin zur Abschlussveranstaltung mit Siegerehrung und Disco überdeutlich spürbar, sichtbar und hörbar.

Das Strahlen in den Gesichtern und Augen der Teilnehmer*innen, die überschwängliche Freude und gute Laune innerhalb der Schulteams – verbunden mit dem gebotenen sportlichen Ehrgeiz –, aber auch die unzähligen, positiven Kommentare in den Interviews lassen keinen anderen Schluss zu: Es wurde höchste Zeit für ein Comeback von „Jugend trainiert“. Und es war das Comeback der Emotionen. „Das ist ein Traum, der für uns alle in Erfüllung gegangen ist“, sagte Luisa Kralj vom Goethe-Gymnasium Dortmund bei ihrer Ankunft am Berliner Hauptbahnhof. „Grandios“ und „absoluter Wahnsinn“ sei es, dass der Schulsportwettbewerb zurück sei, meinte Lehrer Jens Weber vom Para Tischtennisteam der Alexander-Schmorell-Schule Kassel. „Die Gefühle sind komplett überwältigend“, schilderte Handballerin Jule Thiel von der Sportschule Frankfurt (Oder) ihren Gemütszustand nach dem Finalsieg des eigenen Handballteams. Die Liste ähnlich klingender Aussagen könnte an dieser Stelle endlos fortgesetzt werden.

Sportliche Bilanz: Medaillenspiegel und geschlagene Weltmeisterinnen

Beim Frühjahrsfinale 2022 wurden in sechs olympischen und drei paralympischen Sportarten Bundessiege in 24 Wettkampfklassen vergeben. Die meisten Titel blieben diesmal in der Hauptstadt; neunmal durften Berliner Schulen Gold bejubeln. Gerade in den Spielsportarten Basketball (alle vier Titel) und Volleyball (drei von vier Titeln) überragten die Berliner Eliteschulen des Sports. Insgesamt standen Berliner Schüler*innen zwölfmal auf dem Podest. Auf den Rängen folgten die Länder Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, die je drei Bundessiege feierten und in Summe elf bzw. neun Medaillen gewannen. Und auch das passt zum harmonischen Verlauf des 99. Bundesfinales in Berlin: Keines der 15 angetretenen Bundesländer (nur Bayern hatte keine Schulteams zum Bundesfinale geschickt) blieb ohne Medaille.

An allen 19 Wettkampfstätten wurde Sport auf höchstem Niveau geboten. Viele Schulmannschaften hatten Jugendnationalspieler*innen und Bundeskaderathlet*innen an Bord, die der Finalwoche ihren Stempel aufdrückten. Mit den WK II Handballmannschaften des SLZB Berlin (Jungen) und des Landesgymnasiums für Sport Leipzig (Mädchen) waren gar zwei amtierende ISF Schulweltmeister beim Bundesfinale vertreten. Während die Berliner nach hart umkämpften Siegen im Halbfinale gegen Hessen und Endspiel gegen Hamburg den Titel gewannen, mussten sich die Leipzigerinnen, die fünf Weltmeisterinnen in ihren Reihen hatten, in ihrem Halbfinale den späteren Bundessiegerinnen aus Brandenburg geschlagen geben und am Ende mit Bronze begnügen.

„Jugend trainiert“ ist mehr als das Streben nach Gold, Silber und Bronze

Zwei ganz besondere Geschichten jenseits von sportlichen Resultaten schrieb das Bundesfinale im Basketball und Gerätturnen.

In der weiblichen Basketballmannschaft der Stadtteilschule Alter Teichweg Hamburg spielte mit Anna „Anja“ Didychuk ein Mädchen, das vor etwa sieben Wochen mit ihrer Familie aus der Ukraine geflüchtet ist und erst seit gut einem Monat die Hamburger Eliteschule des Sports besucht. Sie sei dankbar, hier dabei sein zu dürfen, erzählte Anna im persönlichen Gespräch und fügte einen Satz hinzu, der in Erinnerung bleiben wird: „Wenn ich auf dem Feld stehe, fühlt es sich an, als sei ich in der Ukraine“. Basketball ist Heimat für sie. Die Spiele bei „Jugend trainiert“ schenkten der 15-Jährigen ein paar unbeschwerte Momente fernab von Bomben und Krieg und das Bundesfinale gab Anna zudem die Möglichkeit, ihre Mitschülerinnen besser kennenzulernen. Dass die Mannschaft am Ende auch noch Bronze gewann, geriet da beinahe zur Nebensache. (Beitrag: „Balsam für die Seele“)

Um den sportlichen Erfolg ging es auch für die Turnmädchen der Grundschule im Taunusviertel Berlin nicht an erster Stelle. „Dabei sein ist alles“ lautete buchstäblich die Devise. Denn dass sie überhaupt dabei sein konnten, hatten die Turnerinnen vor allem Opa Jan zu verdanken. Weil dessen Enkeltochter und eine weitere Mitschülerin sich eigentlich zur Zeit des Bundesfinales auf Klassenfahrt befanden, wollte die Betreuerin den Start des eigenen Teams bereits zurückziehen. Das wäre eine große Enttäuschung für alle Mädchen gewesen, die sich erfolgreich auf Landesebene für das Frühjahrsfinale qualifiziert hatten. Doch Opa Jan erklärte sich bereit, die beiden Turnerinnen von der Klassenfahrt abzuholen und nach dem Wettkampf wieder dorthin zurückzubringen. Vier Stunden Autofahrt nahm er dafür gerne in Kauf. Deshalb waren sich alle Beteiligten einig: Opa ist der Beste.

Rekordzuwächse auf Social Media

Auch medial war das 99. Berliner Bundesfinale ein Erfolg. Deutschlandweit wurde in Printmedien über das Frühjahrsfinale 2022 berichtet, rbb und MDR widmeten der Rückkehr des Schulsportwettbewerbs Fernsehbeiträge und den Social-Media-Kanälen von „Jugend trainiert“ bescherte die Finalveranstaltung Rekordzuwächse. Auf Instagram kamen binnen einer Woche fast 800 Follower hinzu. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 15 Prozent. Auf YouTube klettere die Abo-Zahl um zehn Prozent und „Jugend trainiert“-Videos wurden 27.600 mal angeklickt (zum Highlightfilm geht es hier). Insgesamt verzeichneten die Social-Media-Kanäle von „Jugend trainiert“ auf Instagram, Facebook und YouTube eine Sichtbarkeit von 790.000 Impressionen. Weil aber nichts über ein Vor-Ort-Erlebnis geht, darf man davon ausgehen, dass die wichtigsten und eindringlichsten Impressionen von den direkt am Bundesfinale Beteiligten gesammelt wurden. Zum Epizentrum der Emotionen und Eindrücke geriet am Abend des 6. Mai die Max-Schmeling-Halle.

Der krönende Abschluss

Nachdem alle sportlichen Geschichten geschrieben und die 24 Titel vergeben waren, feierten rund 3.000 Menschen am Freitagabend in der Max-Schmeling-Halle die Rückkehr von „Jugend trainiert“ und den krönenden Abschluss des Frühjahrsfinales 2022. Bei der Veranstaltung mit Siegerehrung, Show-Programm, Live-Konzert und Disco war die Stimmung ausgelassen wie nie. Die Entbehrungen der vergangenen zwei Jahre entluden sich an diesem besonderen Abend in kollektiver Freude. Sie dürfte noch lange nachwirken. Beim Autor dieses Beitrags ist die Freude jedenfalls auch mit dem zeitlichen Abstand einer Woche kein bisschen verklungen und sie wird wohl anhalten, bis sie einer neuen, stärkeren Emotion Platz macht: Der Vorfreude auf das 100. Berliner Bundesfinale, das vom 13. bis 17. September 2022 in der Hauptstadt stattfinden wird.

© alle Bilder DSSS/sampics

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