von Kai Gemeinder
Wenn sich etwas bewegen solle, sei Kooperation eine wichtige, ja zwingende Voraussetzung dafür. „Mehr Kooperation der unterschiedlichen Akteure bietet Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr Chancen, ihren Weg im Sport zu gehen“, so Martin Schönwandt.
Das gemeinsame Anliegen sei, Menschen für Sport und Bewegung zu begeistern und ihnen gleichzeitig berufliche Perspektiven im Sport zu eröffnen. „Deutschland braucht mehr Sportlehrkräfte, Trainerinnen, Übungsleiter, Schiedsrichterinnen, ehrenamtlich Engagierte“, erklärt der DSSS-Vorstandsvorsitzende. Wer die drei Multisportevents in ihrer Reichweite, Vielfalt und sozialen Verankerung nebeneinander halte, könne ermessen, welche Kraft von den Veranstaltungen ausgehe – auch im Sinne der Unterstützung einer möglichen deutschen Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele.
„Die Begeisterung, die jetzt hier in Berlin zu beobachten ist und auch bei den darauffolgenden sportlichen Großereignissen herrschen wird, ist eine super Grundlage auf dem Weg zu einer Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele“, sagt Dr. Babette Kibele, Abteilungsleiterin bei der Staatsministerin für Sport und Ehrenamt, und ergänzt: „Den Schwung müssen wir für die nächsten Jahre mitnehmen.“ Deutschland habe schon oft bewiesen, dass es in der Lage sei, Großveranstaltungen auszurichten. „Das wollen wir auch dem IOC, das letztlich die Entscheidung treffen wird, deutlich machen. Wir können und wir wollen Olympische und Paralympische Spiele“, so Kibele.
Frühjahrsfinale führt Deutschlands beste Schulsporttalente zusammen
Von der Teilnahme an Olympischen oder Paralympischen Spielen träumen sicher auch viele der 2.800 nach Berlin gereisten Nachwuchssportlerinnen und -sportler, die mit ihren 360 Schulteams derzeit in 20 Sportstätten um 24 Bundessiege in den Sportarten Badminton, Basketball, Gerätturnen, Goalball, Handball, Rollstuhlbasketball, (Para) Tischtennis und Volleyball wetteifern. Unter den Schülerinnen und Schülern sind zahlreiche deutsche Jugendmeisterinnen und Jugendmeister vertreten. In der Sporthalle Schöneberg, wo das Pressegespräch im Rahmen der Turnwettkämpfe stattfindet, geht zum Beispiel Melina Buchfink, amtierende Deutsche Jugendmeisterin am Boden, für das Otto-Hahn-Gymnasium Karlsruhe an die Geräte.
Eine, die weiß, wie es sich anfühlt, bei „Jugend trainiert“ dabei zu sein, ist die frühere Nationalmannschaftsturnerin Michelle Timm. Die gebürtige Berlinerin, die seit neun Jahren in Stuttgart lebt, gewann mit ihrem Berliner Schulteam zwischen 2010 und 2012 dreimal in Folge den Bundessieg im Gerätturnen. „Für uns waren die Wettkämpfe bei Jugend trainiert für Olympia immer ein absolutes Highlight. Schon die meist eher kurzen Vorbereitungen bei uns im Training waren lustig, da es andere Übungen waren als die, die wir normalerweise trainiert haben. Ich kann mich hauptsächlich daran erinnern, dass wir Mädels uns jedes Mal wieder als Team auf die Wettkämpfe gefreut haben und auch mal der ein oder andere aus der Familie vor Ort sein konnte“, erzählt Michelle Timm. Die Begegnung mit anderen Sportlerinnen und Sportlern, auch aus verschiedenen Sportarten und aus ganz Deutschland, sei für viele Schülerinnen und Schüler ein prägendes Erlebnis.
Martin Hartmann, Vizepräsident für Verbandsentwicklung und Bildung des Deutschen Turner-Bundes, hebt den Mehrwert des Schulsportwettbewerbs aus Sicht seines Verbandes hervor: „Zum einen stärkt ‚Jugend trainiert‘ die Zusammenarbeit und Kooperation zwischen Schule und Verein. Zum anderen bietet der Schulsportwettbewerb ambitionierten jungen Menschen eine Bühne, um sich zu zeigen und zu beweisen. Auch Vorbilder wie Elisabeth Seitz, Kim Bui, Emma Malewski und Michelle Timm waren als Schülerinnen bei ‚Jugend trainiert‘ am Start. Kim, Emma und Michelle sind sogar mit ihren Teams in Berlin Bundessiegerinnen geworden.“ Die Bundesfinals böten die Möglichkeit, sich auf nationaler Ebene miteinander zu messen und wertvolle Wettkampferfahrung zu sammeln.
Internationales Deutsches Turnfest und die eingebundenen Turneuropameisterschaften locken vom 28. Mai bis 1. Juni Hunderttausende nach Leipzig
Voller Vorfreude blickt Martin Hartmann auch auf das Internationale Deutsche Turnfest voraus, das als Multisportevent sowohl breiten- als auch leistungssportliche Maßstäbe setzt. Mit 80.000 Aktiven und hunderttausenden Besuchenden sei das Turnfest in Leipzig die größte Wettkampf- und Breitensportveranstaltung der Welt, so Hartmann.
An fünf Tagen werden in 47 verschiedenen Veranstaltungsstätten Wettkämpfe in 23 Sportarten, darunter zehn Deutsche Meisterschaften, ausgetragen. Außerdem gibt es unzählige Mitmachangebote, Bühnenprogramme, Galas und ein professionelles Showprogramm mit insgesamt 5.000 Mitwirkenden aus Deutschland, Europa und der Welt. Dass zeitgleich die besten Turnerinnen und Turner Europas zu ihren Titelkämpfen nach Leipzig reisen, wertet die Veranstaltung noch einmal zusätzlich auf.
Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games gelten als weltweit größtes Multisportevent des Jahres 2025
Rekordzahlen liefern auch die FISU World University Games. Mit ca. 8.500 Teilnehmenden aus 153 Ländern ist Rhine-Ruhr 2025 die größte Multisportveranstaltung für Studierende weltweit. Aus spitzensportlicher Perspektive gelten die FISU World Games damit als größte Multisportveranstaltung nach Olympischen und Paralympischen Spielen. Vom 16. bis 27. Juli werden Wettbewerbe in den Städten Bochum, Duisburg, Essen, Mülheim an der Ruhr, Hagen und Berlin in 18 Sportarten ausgetragen.
Die im Rheinland aufgewachsene und seit zwölf Jahren in Berlin lebende Wasserspringerin Elena Wassen kann aufgrund einer Verletzung zwar nicht als Aktive an den Weltspielen der Studierenden teilnehmen, ist aber als offizielle Botschafterin Teil der FISU World University Games 2025. „Meine Aufgabe als Botschafterin ist es, die Rhine-Ruhr Games in die Öffentlichkeit zu tragen und dabei zu helfen, die Begeisterung in der Bevölkerung zu wecken. Dabei ist mir wichtig, dafür zu werben, dass die Leistungen der Sportlerinnen und Sportler Anerkennung finden“, so die zweimalige Olympiateilnehmerin.
Svea Thamsen, studentisches Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes, dem nationalen Ausrichter der FISU Games 2025, sieht Parallelen zwischen „Jugend trainiert“ und den World University Games: „Leistungssportlich ambitionierte junge Menschen brauchen Räume, in denen sie ihrer Leidenschaft in allen Lebensbereichen nachgehen können – insbesondere in der Schule und an der Hochschule. Formate wie ‚Jugend trainiert‘ und die FISU World University Games zeigen, wie durch kluge Koordination und verlässliche Strukturen Bildung und Spitzensport gemeinsam aufeinander abgestimmt möglich werden.“
Bund fördert die drei Multisportevents
Was das „Jugend trainiert“-Frühjahrsfinale, das Internationale Deutsche Turnfest und Rhine-Ruhr 2025 neben den genannten Aspekten noch miteinander verbindet, ist die Unterstützung aller drei Großveranstaltungen durch den Bund. Der hohe Stellenwert des Schulsportwettbewerbs Jugend trainiert für Olympia & Paralympics wird durch die Tatsache unterstrichen, dass Staatsministerin Dr. Christiane Schenderlein am Mittwoch die Abschlussveranstaltung des Frühjahrsfinales 2025 in der Max-Schmeling-Halle besuchen wird.