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Gold und Silber für ehemalige „Jugend trainiert“-Talente

Zehn Mitgliedern des deutschen Olympiakaders gelang in diesem Jahr der Sprung von „Jugend trainiert“ zu Olympia. Drei davon haben zur Halbzeit der Winterspiele bereits Medaillen gewonnen. Anderen machte Corona bislang einen Strich durch die Rechnung. Nach acht von 16 Wettkampftagen ist es an der Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen.

Von Kai Gemeinder

Kompakt zusammengefasst:
Die erfolgreiche „Jugend trainiert"-Vergangenheit der Sportler*innen aus dem Team D 
Beitrag vom 4.2.2022 

Überzeugende Langläuferinnen belohnen sich mit Silber

Für eine kleine Sensation sorgte am heutigen Samstag die deutsche Damen-Staffel im Skilanglauf, die in der Besetzung Katherine Sauerbrey, Katharina Hennig, Victoria Carl und Sofie Krehl olympisches Silber gewann und sich in einem packenden Rennen nur der russischen Auswahl geschlagen geben musste. Für alle vier war es der größte Erfolg ihrer Karriere. Sauerbrey übergab an Position zwei liegend an die beste deutsche Langläuferin Hennig. Die dreimalige „Jugend trainiert“- Bundessiegerin der Jahre 2008, 2009 und 2011 lief erst auf die amtierende Tour de Ski-Siegerin Natalia Neprjajewa auf und überholte diese schließlich sogar. Mit 4,3 Sekunden Vorsprung ging danach Carl ins Rennen, die ihrerseits im Jahr 2010 beim Schulsportwettbewerb triumphiert hatte. Carl verteidigte die Führung und übergab mit fünf Sekunden Vorsprung an Schlussläuferin Krehl. Diese musste zwar ihre russische Konkurrentin passieren lassen, überquerte aber vor den favorisierten skandinavischen Teams die Ziellinie und sicherte den deutschen Langläuferinnen den ersten olympischen Medaillenerfolg seit 2014. 

Zwei Tage zuvor hatte Hennig als Fünfte im 10 km Klassikrennen bereits für das beste Einzelergebnis einer deutschen Skilangläuferin seit den Olympischen Winterspielen 2006 gesorgt und zeigte sich im anschließenden ZDF-Interview „super glücklich, dass ich endlich bei einem Großereignis meine Leistung zu 100 Prozent abrufen konnte“. Auch Carl konnte am vierten Wettkampftag mit Rang zehn im Sprint sehr zufrieden sein und holte sich in diesem Wettbewerb das nötige Selbstvertrauen für ihren heutigen Auftritt in der Staffel. 

Weniger erfolgreich verlief bis dato die Olympiapremiere der beiden anderen ehemaligen „Jugend trainiert“-Teilnehmerinnen aus dem deutschen Skilanglaufteam der Damen. Antonia Fräbel landete im 10 km Rennen auf einem soliden 28 Platz; Coletta Rydzek schied im Sprint als 37. bereits in der Qualifikation aus.

Jonas Dobler und Janosch Brugger erreichen Top 20

Mit dem Chiemgau-Gymnasium Traunstein belegte der 30-jährige Jonas Dobler 2006 Platz zwei beim Winterfinale von „Jugend trainiert“, der sechs Jahre jüngere Janosch Brugger erzielte 2009 mit der Realschule Titisee-Neustadt den sechsten Rang. Beim olympischen 15 km Klassikrennen kamen die beiden am Freitag auf den Positionen 19 und 20 ins Ziel. Olympiadebütant Brugger hatte im Vorfeld auf eine Platzierung unter den besten zehn gehofft und dürfte, ähnlich wie Dobler, nicht ganz zufrieden mit seinem Abschneiden im kurzen Klassikrennen gewesen sein. Zuvor hatte Brugger im Sprint Rang 38 belegt, Dobler verzichtete am ersten Olympiawochenende auf seinen geplanten Start im Skiathlon. Auch in der morgigen Staffel wird Dobler nicht zum Einsatz kommen. Brugger hingegen wurde von Teamchef Peter Schlickenrieder für die Staffel nominiert.

Gold für Denise Herrmann im Biathlon Einzel – aber neben Licht gibt es auch Schatten 

Denise Herrmann und Vanessa Voigt nahmen einst an den Skilanglaufwettbewerben von Jugend trainiert für Olympia teil und holten mit ihren Schulteams Podestplätze. Bei den Olympischen Spielen in Peking gehen sie im Biathlon auf Medaillenjagd. Bislang kamen Herrmann und Voigt in jedem Rennen zum Einsatz und erlebten dabei, wie eng Erfolg und Misserfolg im Sport beieinander liegen können.

In der Mixed-Staffel landeten beide gemeinsam an der Seite von Benedikt Doll und Philipp Nawrath auf dem fünften Platz. Die im Weltcup bislang so starke Schützin Voigt hatte als Startläuferin zwei Strafrunden geschossen, wodurch ihr Team früh ins Hintertreffen geraten war. Nervosität und böiger Wind hatten bei der 24-Jährigen für eine misslungene Olympiapremiere gesorgt. Die anderen drei konnten nur noch Schadensbegrenzung betreiben. 

Doch auf die Enttäuschung folgte nur 48 Stunden später grenzenloser Jubel im deutschen Team. Im Einzel über 15 km präsentierten sich Herrmann und Voigt in herausragender Form. Herrmann gewann ihre erste Olympia-Goldmedaille und krönte ihre Karriere. Voigt landete auf Rang vier und verpasste Bronze um gerade einmal 1,3 Sekunden. 

Auf dieses Sensationsergebnis folgte allerdings vier Tage später wieder Ernüchterung. Trotz fehlerfreiem Schießen landete Voigt im Sprint mit mehr als anderthalb Minuten Rückstand auf die Siegerin nur auf Rang 18; Herrmann fand sich nach zwei Schießfehlern und 1:45 Minuten Rückstand auf Rang 22 wieder. Weil die beiden anderen Deutschen Franziska Preuß (30) und Vanessa Hinz (55) noch schwächer abschnitten, war dies das historisch schlechteste Biathlonergebnis einer deutschen Damenmannschaft bei Olympischen Spielen.

Neben Licht gab es in der ersten Olympiawoche also auch Schatten bei den Biathletinnen, wobei die Goldmedaille von Herrmann und der vierte Rang von Voigt im Einzel die schwächeren Auftritte in den beiden anderen Rennen überstrahlt.

Eric Frenzel und Terence Weber noch immer in Quarantäne

Auch die Nordischen Kombinierer Eric Frenzel und Terence Weber gingen zu Schulzeiten bei Jugend trainiert für Olympia an den Start. In Peking wollte Frenzel, der erfolgreichste Athlet, den es in seiner Sportart je gegeben hat, noch einmal um olympisches Edelmetall kämpfen. Auch Terence Weber hatte bei seiner Olympiapremiere auf einen Einsatz gehofft. Doch bei ihrer Einreise wurden beide in Peking positiv auf das Coronavirus getestet. Seitdem sind sie in einem Quarantänehotel isoliert. Den ersten Wettbewerb haben sie bereits verpasst, nun läuft ihnen auch für die beiden noch ausstehenden Wettkämpfe die Zeit davon. Ein Start wird von Tag zu Tag unwahrscheinlicher.

Positives Zwischenfazit trotz Ausfalls des Medaillengaranten 

Hätte man vor Beginn der Olympischen Winterspiele angeben sollen, welches der zehn ehemaligen „Jugend trainiert“-Talente in Peking die größte Chance auf eine Medaille haben würde, hätten wohl die meisten Experten auf den dreifachen Olympiasieger Eric Frenzel getippt. Umso erfreulicher ist es, dass sich auch ohne sein Zutun bereits in der ersten Olympiawoche drei Sportlerinnen, die als Schülerinnen an „Jugend trainiert“ teilgenommen haben, Olympiamedaillen sichern konnten. Einzel-Gold für Denise Herrmann im Biathlon sowie Silber für Katharina Hennig und Victoria Carl in der Langlauf-Staffel sind herausragende Ergebnisse, mit denen nicht unbedingt zu rechnen war. Auch der vierte Platz von Vanessa Voigt und die Top 10-Resultate von Hennig und Carl in unterschiedlichen Einzeldisziplinen sind hoch einzuschätzen. Daher fällt die Halbzeitbilanz der Winterspiele – einigen schwächeren Ergebnissen zum Trotz – absolut positiv aus.

Quelle: Instagram/Katharina Hennig

Quelle: Instagram/Team Deutschland

Quelle: Instagram/Katharina Hennig

Quelle: Instagram/Denise Herrmann

Quelle: Instagram/Vanessa Voigt

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