Von Kai Gemeinder
„Es ist für mich eine große Ehre, dass ich als Golferin aus dem Behindertenbereich von der Deutschen Schulsportstiftung als Golf-Patin angefragt wurde, obwohl Para Golf gar nicht zum Wettbewerb gehört“, sagt die 1,30 Meter große Top-Golferin. „Das zeigt, dass bei ‚Jugend trainiert‘ die Leistung im Vordergrund steht und nicht die Behinderung. Meine Leistungen als Sportlerin werden anerkannt und ich darf als Vorbild für junge Golferinnen und Golfer fungieren, die selbst gar keine Behinderung haben. Das finde ich sehr toll!“
Für die Deutsche Schulsportstiftung ist das eine Selbstverständlichkeit und Jennifer Sräga kein Einzelfall. Der zweifache Paralympics-Sieger Martin Schulz etwa ist bei „Jugend trainiert“ Triathlon-Pate, obgleich auch Triathlon beim Schulsportwettbewerb nur als olympische Sportart angeboten wird. Ohne jeden Zweifel eignen sich beide – Sräga für den Golf- ebenso wie Schulz für den Triathlonnachwuchs – aufgrund ihrer Persönlichkeit und sportlichen Erfolge ausgezeichnet als Vorbilder. Beide sind eine Bereicherung für die „Jugend trainiert“-Familie und ihre Patenschaften Ausdruck gelebter Teilhabe und Inklusion.
Positivschlagzeilen in Sachen Inklusion liefern die Sportarten Triathlon und Golf übrigens nicht nur auf Ebene der Patinnen und Paten, sondern auch im Wettbewerb selbst. Paula Pichier, eine sehr erfolgreiche gehörlose Schwimmerin, die als 13-Jährige bei den Deaflympics 2022 zwei fünfte Plätze belegte, verstärkte beim Herbstfinale 2022 das Triathlon-Team der Poelchau-Schule Berlin. Ein Beispiel für eine inklusiv zusammengestellte Schulmannschaft im Golf gibt es auch: Für die Schule Schloss Salem war vor einigen Jahren eine gewisse Jennifer Sräga als Leistungsträgerin im Einsatz. Wie sie im Rahmen der Pressekonferenz beim Herbstfinale 2024 verrät, sei ihr Team allerdings nicht stark genug gewesen, um sich für das Bundesfinale zu qualifizieren. Dennoch habe sie gute Erinnerungen an ihre eigene Teilnahme am Schulsportwettbewerb.
Jennifer Srägas Golfleidenschaft beginnt im Alter von sieben Jahren
Jennifer Sräga stammt aus einer Golffamilie. Ihre Eltern spielen Golf, ihre zwei Jahre ältere Schwester spielt Golf. Und so begann auch Jennifer im Alter von sieben Jahren die Schläger zu schwingen. Mit ihrem Kleinwuchs habe sie den Nachteil, dass sie nicht so weit schlagen könne, wie “normal“ Große, doch das habe sie nicht davon abgehalten, im Golfsport aktiv zu werden und immer weiter zu trainieren, um sich zu verbessern. Durch Zufall sei sie im Jahr 2016 auf Turniere für Golfer mit Behinderung gestoßen und habe dort ihr Glück versucht.
Gleich bei ihrem ersten Turnier, den Deutschen Meisterschaften der Golfer mit Behinderung, erreichte sie den 3. Platz. Weitere Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. 2018 wurde sie erstmals für die Einzel-Europameisterschaft nominiert und gewann zu ihrer eigenen Überraschung im Alter von 18 Jahren die Silbermedaille. Mehrmals krönte sich Sräga seitdem zur Deutschen Meisterin und vertritt ihr Land erfolgreich bei internationalen Turnieren. Parallel ist sie in ihrem Heimatverein, dem Golfclub Reischenhof, Teil der Damenmannschaft. Auch hier zeigt sich wieder der inklusive Charakter dieser Sportart.
„Das Schöne am Golfsport ist, dass man sich an der frischen Luft bewegt und dass Spielerinnen und Spieler unterschiedlicher Stärken miteinander über den Platz gehen können“, sagt Sräga. Weil sie auch andere Menschen mit Behinderung für ihren Lieblingssport begeistern möchte, hält sie seit 2020 als EDGA Coach für die European Disabled Golf Association Vorträge in Golfclubs. Außerdem ist sie neben dem Studium für den Bayerischen Golfverband tätig. Nicht alles, aber doch sehr vieles im Leben von Jennifer Sräga dreht sich um den kleinen, weißen Ball.
„Langfristig“, so die ambitionierte Athletin und Botschafterin ihres Sports, „möchte ich erreichen, dass sich der Behindertengolfsport weiterentwickelt, sodass Golf eines Tages als eine der paraolympischen Disziplinen anerkannt wird. Selbstverständlich ist mein Ziel dann, für Deutschland an den Paralympics teilzunehmen.“
Mit wie viel Herzblut sich die sympathische Golferin für ihren Sport engagiert, zeigte sich auch bei ihrem ersten Einsatz als Patin von „Jugend trainiert“. Sräga verbrachte die gesamte Finalwoche in Berlin, tauschte sich intensiv mit den wettkämpfenden Schülerinnen und Schülern aus, übergab auf dem Golfplatz Medaillen und war zudem in die offizielle Pressekonferenz und Abschlussveranstaltung des Herbstfinales eingebunden. Aus Sicht der 24-Jährigen ist das Bundesfinale „eine sehr gute Bühne für kleine Stars und eine tolle Möglichkeit, Talente zu schöpfen und auch noch ein bisschen zu formen, damit sie später auf die ganz große Bühne können“.
Aber nicht nur der Nachwuchs, auch Jennifer Sräga hat den Auftritt auf der „Jugend trainiert“-Bühne mit Bravour gemeistert. Außerdem hat sie sich mit einer guten Nachricht aus Berlin verabschiedet. Sie lautet: „Na dann, bis nächstes Jahr.“ Darauf darf man sich schon jetzt freuen.