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Hessen holt fünf von vier möglichen Medaillen im Tischtennis

Wie das geht? Eine wichtige Nebenrolle bei der Beantwortung dieser Frage spielte Mecklenburg-Vorpommern bereits im Vorfeld des „Jugend trainiert“-Frühjahrsfinales. In die Hauptrollen schlüpften dann in den vergangenen zwei Tagen Hessens Tischtennistalente. Allen voran die Schülerinnen der Alexander-von-Humboldt-Schule Lauterbach. Sie nutzen eine Chance, die sie eigentlich gar nicht hatten, und lieferten im Horst-Korber-Sportzentrum eine filmreife Vorstellung.

Von Kai Gemeinder

Beginnen wir mit ein paar einführenden Worten und etwas Regelwerk. Derzeit findet in Berlin das Frühjahrs-Bundesfinale von „Jugend trainiert“ mit 24 Entscheidungen in sechs olympischen und drei paralympischen Sportarten statt. Eine dieser neun Sportarten ist Tischtennis. Im olympischen Tischtennisturnier werden vier Wettbewerbe, zwei bei den Mädchen und zwei bei den Jungen, ausgetragen, wobei jeweils die 16 amtierenden Landessieger gegeneinander um Gold, Silber und Bronze kämpfen. Jedes Bundesland schickt im Tischtennis demnach vier Schulteams zum Bundesfinale, die dann das skandieren dürfen, was auf dem offiziellen „Jugend trainiert“-Plakat des Frühjahrsfinales 2023 geschrieben steht: „Berlin, Berlin, wir starten in Berlin!“ Für Hessen hatten sich folgende vier Schulen auf Landesebene für das Bundesfinale qualifiziert: die Carl-von-Weinberg-Schule Frankfurt am Main (WK II Mädchen), die Lichtbergschule Eiterfeld (WK III Mädchen), die Albert-Einstein-Schule Schwalbach am Taunus (WK II Jungen) und das Domgymnasium Fulda (WK III Jungen). 

Gelegentlich kommt es allerdings vor, dass ein Bundesland in einzelnen Wettkampfklassen oder Sportarten das eigene Startrecht zurückzieht. In dem Fall wird der offene Startplatz durch eine Schule aus einem der 15 übrigen Bundesländer besetzt. Und an dieser Stelle kommt nun Mecklenburg-Vorpommern ins Spiel, das in der WK II der Mädchen keine Schule nach Berlin entsandt hatte. Als nachrückendes Team wurde von der Deutschen Schulsportstiftung auf Basis einer Landesliste die Alexander-von-Humboldt-Schule Lauterbach fürs Frühjahrsfinale nachnominiert. Diese hatte im hessischen Landesfinale hinter der Carl-von-Weinberg-Schule Frankfurt am Main den zweiten Platz belegt. Erst vor gut zwei Wochen erfuhr die Mannschaft aus Lauterbach, dass sie als „Lucky Loser“ ins Turnier gerutscht war. 

Und dann nutzten die Humboldt-Schülerinnen beim Frühjahrsfinale die Chance, die sie eigentlich gar nicht hatten. Sie überstanden die Vorrunde am Mittwoch mit drei souveränen Siegen gegen die Schulen aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen. Nachdem das Team „Hessen 2“ auch das Viertel- und Halbfinale gegen Hamburg und Rheinland-Pfalz gewonnen hatte, stand Lauterbach im Finale der WK II. Und jetzt wird es kurios. Denn auch „Hessen 1“, sprich die Carl-von-Weinberg-Schule Frankfurt am Main, erreichte das Finale, schlug auf dem Weg dorthin unter anderem die Vorjahressiegerinnen aus Schleswig-Holstein in der Vorschlussrunde.

Rein hessisches Finale in der WK II Mädchen

Im Berliner Horst-Korber-Sportzentrum kam es also zur Neuauflage des Endspiels aus dem Landesfinale: Lauterbach gegen Frankfurt, „Hessen 2“ gegen „Hessen 1“. Es ist unwahrscheinlich, dass es eine solche Konstellation im „Jugend trainiert“-Tischtennis zuvor schon einmal gegeben hat. Auch Frankfurts Erfolgstrainer Johannes Herrmann, der mit seiner Eliteschule des Sports schon viel erlebt und zahlreiche Titel gewonnen hat, kann sich an keinen vergleichbaren Fall erinnern. Und um der unglaublichen Geschichte die Krone aufzusetzen: Die Humboldt-Schülerinnen, die sich eigentlich gar nicht fürs Frühjahrsfinale qualifiziert hatten, drehten im Endspiel das Ergebnis aus dem Landesfinale, besiegten die Frankfurterinnen mit 5:3 und wurden Bundessiegerinnen. Eine kleine Sensation. „Wir hatten hier nichts zu verlieren. Wir hatten den psychologischen Vorteil auf unserer Seite, weil wir nicht Erstplatzierte des Landes waren und der Druck dadurch eher auf der Carl-von-Weinberg-Schule lag“, erklärte Betreuerin Kirsten Muche unmittelbar nach dem Finale den Erfolg der Alexander-von-Humboldt-Schule Lauterbach.

Im Vorfeld war eine ordentliche Portion Glück vonnöten, damit ein rein hessisches Finale und damit zwei Medaillen innerhalb einer Wettkampfklasse überhaupt im Bereich des Möglichen lagen. Im Wettbewerb setzte sich dann schlicht die außerordentliche Qualität der beiden Schulmannschaften aus Hessen durch, so dass Gold und Silber in der WK II der Mädchen zustande kamen.

Auch übrige Teams aus Hessen überzeugen im Tischtennis

Damit ist die hessische Erfolgsgeschichte aber noch nicht zu Ende erzählt. Denn während in der WK II die Mädchen aus Lauterbach und Frankfurt den Bundessieg für Hessen unter sich ausmachten, kämpften zeitgleich auch die übrigen drei hessischen Schulen, die beim Frühjahrsfinale im Tischtennis vertreten waren, um Medaillen. 

Im Spiel um Bronze setzte sich in der WK II der Jungen die Albert-Einstein-Schule Schwalbach am Taunus mit 5:2 gegen das Kopernikus Gymnasium Bargteheide aus Schleswig-Holstein durch und machte den hessischen Medaillensatz komplett. In der WK III wiederum hatten es beide hessische Schulen sogar bis ins Finale geschafft. Während die Mädchen der Lichtbergschule Eiterfeld im Endspiel der thüringischen Regelschule Schwarza mit 2:5 unterlagen und sich mit Silber begnügen mussten, gewannen die Jungen des Domgymnasiums Fulda mit einem glatten 5:0 gegen das Wagenburg Gymnasium Stuttgart aus Baden-Württemberg den Titel. 

Damit holte Hessen im Tischtennis insgesamt fünf Medaillen in vier Wettbewerben – je zweimal Gold und Silber sowie einmal Bronze. Dieser historische Erfolg wurde am Abend beim Empfang aller hessischen Mannschaften in der Landesvertretung gebührend gefeiert. Zurecht. Schließlich hatten die Hessen das Unmögliche möglich gemacht.

Alle Tischtennis-Ergebnisse des Frühjahrsfinales 2023 befinden sich hier.
 

Rein hessisches Finale im Tischtennis: Die Alexander-von-Humboldt-Schule Lauterbach, als Nachrücker ins Frühjahrsfinale gerutscht, traf im Endspiel der WK II Mädchen auf die Carl-von-Weinberg-Schule Frankfurt/Main. © DSSS/sampics

Überglücklich bejubeln die Humboldt-Spielerinnen den Bundessieg in der WK II, an den vor wenigen Wochen noch nicht zu denken war. © DSSS/sampics

Auch die Tischtennis-Cracks vom Domgymnasium Fulda haben beim Frühjahrsfinale den Titel gewonnen. © DSSS/sampics

In der WK III der Jungen setzte sich Fulda mit einem glatten 5:0 im Finale gegen Stuttgart durch. © DSSS/sampics

In einem Lied der Rodgau Monotones, das eher den Älteren bekannt sein dürfte, heißt es: "Erbarme... zu spät: Die Hesse komme!". Beim Frühjahrsfinale 2023 haben die Hessen erbarmungslos zugeschlagen und im Tischtennis-Wettbewerb Geschichte geschrieben: fünf Medaillen in vier Wettkampfklassen - das gab es noch nie. © DSSS/sampics

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