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Peter Schlickenrieder wird neuer „Jugend trainiert“-Pate

Seit mehr als drei Jahrzehnten prägt sein Name den deutschen Skilanglauf. Sein Weltcup-Debüt feierte der heutige Bundestrainer 1992. Bei seinen ersten Olympischen Spielen in Lillehammer 1994 erreichte er einen für die damaligen Verhältnisse guten vierten Platz in der Staffel. Acht Jahre später sollte dann das Kunststück gelingen und er gewann in Salt Lake City die Olympia-Silbermedaille im Freistil-Sprint. Am Höhepunkt angelangt beendete er mit 32 Jahren seine Karriere. Nicht aber, um sich aus dem Rampenlicht zurückzuziehen. Im Gegenteil: Peter Schlickenrieder hat sich auf vielfältige Weise um den Skilanglauf in Deutschland verdient gemacht – auch im Rahmen von „Jugend trainiert“. Wir zeichnen die Karrierestationen kurz nach: als Athlet, Fernsehexperte, Funktionär, Bundestrainer und neuer Skilanglauf-Pate bei Jugend trainiert für Olympia & Paralympics.

Ein Porträt von Kai Gemeinder

Wahrscheinlich wäre Peter Schlickenrieders Leben ohne Gerd Müller ganz anders verlaufen. Gemeint ist nicht der „Bomber der Nation“, welcher Fußballdeutschland 1974 zum WM-Titel schoss, sondern ein Skilanglauftrainer und -lehrer namens Gerd Müller aus Schliersee im Landkreis Miesbach im Regierungsbezirk Oberbayern, Peter Schlickenrieders Heimat. Diese, so erzählt der neue „Jugend trainiert“-Pate, sei nicht unbedingt die Langlaufhochburg, sondern eher von Ski alpin und Geräteturnen geprägt. „In unserem Skiclub hat es aber einen sehr engagierten Trainer und Lehrer gegeben, der an unserer Schule mittags Langlaufunterricht angeboten hat. Und die Loipe lag direkt vor unserem Haus. Ich bin zum Langlauf gekommen, weil es praktisch war und von der Schule vermittelt wurde. Gerd Müller war mein Zugang zum Langlauf.“ Ihn beschreibt Peter Schlickenrieder als Lehrer, zu dem alle aufgeschaut haben, als Vorbild, Mentor und väterlichen Freund. Bis heute verbindet beide eine tiefe Freundschaft und bei gemeinsamen Abendessen wird bis spät in die Nacht über Skilanglauf philosophiert. Doch zurück zu den Anfängen.

In seiner Kindheit nahm Schlickenrieder über mehrere Jahre an den Skilanglauf-Wettbewerben von Jugend trainiert für Olympia teil. „Beim Regionalentscheid war allerdings Schluss. Vier gute Langläufer haben wir leider nie zusammenbekommen“, erinnert er sich. Gleichwohl sammelte der junge Athlet bei den Einsätzen für sein Schulteam wertvolle Wettkampferfahrung und mit der Zeit wuchs in ihm der Wunsch, sportlich den nächsten Schritt zu wagen. Deshalb wechselte er nach der neunten Klasse von der Realschule Miesbach auf das Skigymnasium Berchtesgaden. Abermals war es sein Jugendtrainer Gerd Müller, der ihn unterstützte, und half, „den Übertritt von der Realschule aufs Gymnasium zu meistern“. Gerne denke er an die Jahre in Berchtesgaden zurück. Er habe auch in der Persönlichkeitsentwicklung damals viel mitgenommen, sagt Schlickenrieder. Und sportlich schaffte er in der Folge den Sprung zum Hochleistungssport.

Die sportlichen Erfolge des Sprintspezialisten im Schnelldurchlauf

Seinen ersten internationalen Erfolg feierte der Teamplayer Peter Schlickenrieder passenderweise in der Staffel, mit der er 1990 die Bronzemedaille bei den Juniorenweltmeisterschaften gewann. Zwei Jahre später folgte das Weltcupdebüt für den damals 21-Jährigen und bei den Olympischen Winterspielen 1994 belegte er mit der Staffel den vierten Rang. Zwei Weltcupsiege gelangen ihm 1998 und 1999 im Sprint Freistil. In dieser Disziplin holte Schlickenrieder zum Höhepunkt seiner Karriere bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City die Silbermedaille. Und wer war damals mit dabei? Natürlich: Gerd Müller. Im selben Jahr beendete Schlickenrieder seine aktive Laufbahn, hielt dem Langlaufsport aber die Treue.

Nach der Karriere ist vor der Karriere

Kaum war die aktive Karriere des Spitzensportlers Peter Schlickenrieder vorbei, begann die des TV-Experten. Von 2002 an stand der sympathische und wortgewandte Mann vom Schliersee für die ARD vor der Kamera und vermittelte einem breiten Publikum als Fernseh-Experte und Co-Moderator seine große Leidenschaft, den Skilanglaufsport. 2005 übernahm Schlickenrieder zudem die Funktion des Vizepräsidenten Breitensport beim Deutschen Skiverband, die er inne hatte, bis er 2018 zum Bundestrainer des Deutschen Langlaufteams berufen wurde.

Während der Amtszeit als DSV-Vizepräsident wurde unter Schlickenrieders Leitung die DSV Schulsportkommission gegründet, deren Schirmherr er von 2010 an war. In Zusammenarbeit mit den Kultusministerien und der Deutschen Schulsportstiftung bestanden die Ziele der Kommission darin, über die Schule in der Breite junge Menschen für den Wintersport zu begeistern und Talente für den Leistungssport ausfindig zu machen. Dass eine engere Verzahnung zwischen Verband, Vereinen und Schulen über den Schulsportwettbewerb zustande kam, sei laut Schlickenrieder vor allem dem Engagement von Karl Weinmann aus dem baden-württembergischen Kultusministerium zu verdanken, der „den Stein damals ins Rollen brachte“.

„Wir haben als Verband erkannt, dass ‚Jugend trainiert‘ eine tolle Möglichkeit ist, Kinder und Jugendliche zu erreichen, die wir als Fachverband sonst nicht erreicht hätten“, sagt Schlickenrieder und nennt Jan Stölben als Beispiel. Im Dezember 2021 feierte der aus der Eifel stammende Skilangläufer sein Weltcup-Debüt. Als Schüler nahm er zwischen 2013 und 2016 mit dem Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun viermal am „Jugend trainiert“-Winterfinale teil und machte bei seinem letzten Auftritt als sechstschnellster Einzelläufer auf sich aufmerksam. Nicht der Verband, sondern eine Lehrerin entfachte bei Jan Stölben die Skilanglauf-Leidenschaft. Der Schulsportwettbewerb ebnete dem Rheinland-Pfälzer den Weg zum Leistungssport.

Als DSV-Vizepräsident besuchte Schlickenrieder mehrfach die Winterfinals von „Jugend trainiert“, auch 2016, als Jan Stölben zu den Besten seiner Wettkampfklasse zählte. Verbandsseitig sei in „Jugend trainiert“ viel Energie reingeflossen, es komme aber auch viel Energie zurück. Eine klassische Win-Win-Situation. Den Wettbewerb hält Schlickenrieder für „die perfekte Schulveranstaltung, um Skilanglauf intensiver kennenzulernen und das olympische Motto ‚dabei sein ist alles‘ für Schülerinnen und Schüler erlebbar zu machen“. Gleichzeitig nehmen auch Deutschlands beste Nachwuchskräfte seit jeher an den Bundesfinals teil und schöpfen dort Motivation für ihre spätere Spitzensportkarriere. Mit manchen von ihnen arbeitet Peter Schlickenrieder aktuell sogar als Bundestrainer zusammen. Prominenteste Beispiele sind die Olympiasiegerinnen Victoria Carl und Katharina Hennig, die bei den Bundesfinals 2010 beziehungsweise 2011 ihre jeweiligen Schulen als beste Einzelläuferinnen zum Bundessieg führten und 2022 gemeinsam Olympia-Gold in Peking gewannen.

Peter Schlickenrieders „schwer zu toppendes Geburtstagsgeschenk“ als Bundestrainer

Seit 2018 arbeitet Peter Schlickenrieder nicht mehr als Funktionär, sondern als Bundestrainer für den Deutschen Skiverband. Wichtig ist es ihm, seine Athletinnen und Athleten ganzheitlich auszubilden, damit sie „im Haifischbecken Hochleistungssport bestehen“ können. Neben der sportlichen Leistungsfähigkeit liegt ihm die Persönlichkeitsentwicklung seiner Schützlinge daher besonders am Herzen. Und das – betont Schlickenrieder immer wieder – gelingt am besten, wenn alle den Teamgedanken verinnerlichen.

Die sportlichen Resultate der letzten Jahre, insbesondere im Damenbereich, sind Ausdruck der erfolgreichen Arbeit des Bundestrainers. Den vorläufigen Höhepunkt der gemeinsamen Anstrengungen erlebte das deutsche Langlaufteam bei den Olympischen Winterspielen Peking 2022. Nachdem die Damen-Staffel bereits sensationell Silber gewonnen hatte, setzten Victoria Carl und Katharina Hennig am 16. Februar 2022, ausgerechnet an Peter Schlickenrieders 52. Geburtstag, noch einen drauf und gewannen Olympia-Gold im Teamsprint. 

„Das ist schon so ziemlich das beste Geburtstagsgeschenk, das ich bis dato bekommen habe. Das ist wahrscheinlich auch schwer zu toppen“, gibt Schlickenrieder auf Nachfrage zu, nicht ohne im nächsten Satz wieder das Team in den Mittelpunkt zu stellen: „Am Ende des Tages war das Schönste daran, dass eine ganze Mannschaft miteinander gefeiert hat und nicht bloß die zwei, die da die Goldmedaille gewonnen haben. Das ganze Team hat sich gefreut und das ist keine Selbstverständlichkeit. Das muss man sich erarbeiten, dass jeder versteht, dass er oder sie Teil des Ganzen ist und alle einen Teil zu den Erfolgen beitragen.“

Gerade den Teamgedanken schätzt Schlickenrieder auch am Schulsportwettbewerb Jugend trainiert für Olympia & Paralympics sehr. Zwar werden bei „Jugend trainiert“ Einzelzeiten erfasst. Aber es ist am Ende die Teamleistung, die zählt. Gewonnen oder verloren wird gemeinsam als Schulmannschaft. Deshalb musste der Teamplayer Peter Schlickenrieder auch nicht lange überlegen, als er gefragt wurde, ob er Skilanglauf-Pate werden wolle. Und so kehrt der ehemalige Teilnehmer und Unterstützer von „Jugend trainiert“ nun zum Schulsportwettbewerb zurück – als alter Bekannter in neuer Rolle.

© Peter Schlickenrieder

DSV-Vizepräsident Peter Schlickenrieder und die zwölfmalige Paralympics-Siegerin Verena Bentele beim "Jugend trainiert"-Winterfinale 2012 © Archivbild DSSS

© Archivbild DSSS Winterfinale 2012

© Archivbild DSSS Winterfinale 2012

Auch 2016 besuchte Peter Schlickenrieder als DSV-Vizepräsident das Winterfinale von "Jugend trainiert". Das Bild zeigt ihn gut gelaunt neben Skisprung-Star Martin Schmitt bei der Abschlussveranstaltung in Schonach. © Archivbild DSSS Winterfinale 2016

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