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Was die Special Olympics World Games und „Jugend trainiert“ verbindet

Am Sonntag sind die Weltspiele der Special Olympics in Berlin zu Ende gegangen. Mehr als 6.500 Sportler*innen aus 190 Ländern nahmen an der weltweit größten inklusiven Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung teil. Geprägt waren die neun Eventtage von großen Emotionen und sportlicher Vielfalt. Aus deutscher Perspektive gehen die World Games als größtes Multisportevent seit den Olympischen Spielen München 1972 in die Geschichtsbücher ein. Gleichwohl gibt es einige Gemeinsamkeiten mit den – zugegeben – etwas kleineren Bundesfinals von Jugend trainiert für Olympia & Paralympics. Dabei spielen Ziele und Zufälle eine Rolle.

Von Kai Gemeinder

Ein gemeinsames Ziel

Sowohl die internationalen Special Olympics World Games als auch der nationale Schulsportwettbewerb Jugend trainiert für Olympia & Paralympics bringen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen und ermöglichen ihnen die gemeinsame Teilhabe an einem Multisportevent. Damit leisten beide Wettbewerbe einen wichtigen Beitrag zur Inklusion.

Bei den Special Olympics liegt der Fokus auf Athlet*innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Gleichzeitig kommen auch Sportler*innen ohne Behinderung bei den Weltspielen zum Einsatz. Zum Team Special Olympics Deutschland gehörten beispielsweise 354 Athlet*innen sowie 59 Unified Partner*innen (ohne Behinderung).

Auch bei den drei „Jugend trainiert“-Bundesfinalveranstaltungen im Winter, Frühjahr und Herbst treten zur selben Zeit und am selben Ort Schüler*innen mit und ohne Behinderung an – und das stets in olympischen, paralympischen und special-olympischen Sportarten. Besonders inklusiv geht es beim Wettbewerb im Para Tischtennis zu, bei dem Schüler*innen mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung in derselben Wettkampfklasse spielberechtigt sind. Ebenfalls zu nennen ist die „Inklusions-Staffel“ im Schwimmen. In diesem Demonstrationswettbewerb setzen sich die Teams aus Athlet*innen mit und ohne Behinderung zusammen, die aus unterschiedlichen Schulmannschaften kommend ihr jeweiliges Bundesland vertreten.

Für gemeinsame, unvergessliche Erlebnisse aller Beteiligten sorgten bei den World Games unter anderem die Eröffnungs- und Schlussfeier. Bei „Jugend trainiert“ ist es die Abschlussveranstaltung mit Siegerehrung und anschließender Party, die regelmäßig Gänsehaut bei Schüler*innen, Betreuer*innen, Lehrkräften und Ehrengästen auslöst.

Die sportliche Ausrichtung

Beide Wettbewerbe vereinen Breiten- und Leistungssport. Die Special Olympics World Games warben auf Plakaten mit dem Slogan: „Wir wechseln alle ein.“ Damit wurde zum Ausdruck gebracht, dass es sich bei den Weltspielen keinesfalls um eine reine Spitzensportveranstaltung handelt. Die Special Olympics bieten Raum für jene, die sich auf höchstem sportlichen Niveau miteinander messen wollen, ebenso wie für diejenigen, deren Erfolg darin besteht, überhaupt als Aktive an dieser Multisportveranstaltung teilnehmen zu dürfen.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch die Deutsche Schulsportstiftung mit ihrem Wettbewerb Jugend trainiert für Olympia & Paralympics. Während die einen bei den Bundesfinals um Titel kämpfen, gilt für andere das olympische Motto „dabei sein ist alles“. Der Schulsportwettbewerb hat einerseits den Anspruch, erfolgreich Talentsichtung und -förderung zu betreiben und ambitionierten Nachwuchssportler*innen einen attraktiven Wettbewerb zu bieten. Andererseits soll mit „Jugend trainiert“ in der Breite möglichst vielen Schüler*innen die Freude an Sport und Bewegung vermittelt werden. Über 30 Millionen Teilnehmende haben sich in der Vergangenheit bereits auf Lokal-, Landes- und Bundesebene am Wettbewerb beteiligt. Seit 2010 sind auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung Teil der Bewegung. Und seit dem Schuljahr 2022/23 bietet die Schulsportstiftung mit dem „Jugend trainiert“-Grundschulwettbewerb endlich auch den Jüngsten die Möglichkeit, spielerisch und sportartenübergreifend einen Wettbewerb durchzuführen, der zum Sporttreiben motivieren und sich positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung der Grundschulkinder auswirken soll.

Der Ort des Geschehens

Bei den Special Olympics World Games hat sich die Sportmetropole Berlin wieder einmal als glänzender Gastgeber gezeigt. Gleichfalls finden seit jeher die Bundesfinalveranstaltungen in den „Jugend trainiert“-Sommersportarten in Berlin statt. Bereits 101 Mal trafen sich die besten Schulteams im Frühjahr oder Herbst in der bundesdeutschen Hauptstadt, um im fairen Wettstreit untereinander Bundessieger zu ermitteln.

Die Anzahl der Sportarten

Hier kommt nun der Zufall ins Spiel: Die Special Olympics World Games 2023 kürten Medaillengewinner*innen in 26 verschiedenen Sportarten. Exakt genauso viele Programmsportarten führen derzeit auch bei Jugend trainiert für Olympia & Paralympics bis zu den Bundesfinals im Winter, Frühjahr und Herbst.

Der Ursprung und das Fazit

Ihren Ursprung hatten die Special Olympics in den 1960er Jahren in den USA. Dort fanden im Juli 1968 in Chicago auch die ersten sogenannten Special Olympics International Summer Games statt, eine Sportveranstaltung mit rund 1.000 Athlet*innen mit geistiger Behinderung. Fast zur selben Zeit feierte „Jugend trainiert“ seine Premiere. 1969 trafen sich 1.600 Schüler*innen zum ersten Bundesfinale in Berlin. Inzwischen nehmen jährlich etwa 800.000 Schüler*innen am weltweit größten Schulsportwettbewerb teil, von denen sich ca. 8.000 für eines der drei Bundesfinals qualifizieren.

Zwischen den Special Olympics World Games und Jugend trainiert für Olympia & Paralympics gibt es also einige Parallelen. Gemeinsames Ziel ist es, Menschen mit Behinderung durch den Sport zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und letztlich zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft zu verhelfen. Die gerade zu Ende gegangenen Weltspiele in Berlin haben dazu – nicht zuletzt dank umfassender medialer Berichterstattung – einen wertvollen Beitrag geleistet.

Nun sei es „die Aufgabe der großen deutschen Sportfamilie und der gesamten Gesellschaft, dass diese wunderbare Woche in Berlin auch nachhaltig Wirkung zeigt“, so der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, Friedhelm Julius Beucher. Genauso sieht es auch Martin Schönwandt, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Schulsportstiftung: „Wir müssen die kurzzeitig erlangte Sichtbarkeit sowie den Impuls und die Inspiration der Weltspiele aufnehmen, um Menschen mit Beeinträchtigung dauerhaft mehr Teilhabe zu ermöglichen. Auch ‚Jugend trainiert‘ kann hierzu einen Beitrag leisten.“ Besonders von der „herzlichen Atmosphäre in Berlin und ansteckenden Emotionalität“ zeigte sich Schönwandt nach seinem Besuch beeindruckt: „Was das betrifft, haben die Sportlerinnen und Sportler der Special Olympics Maßstäbe gesetzt und sind Vorbild für uns alle.“

© SOWG / Instagram

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