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Best-of „Schulsport-Stafette“: „Jugend trainiert“ bewegt Jung und Alt

Einer rührenden Idee von Julia Masch, die als Erzieherin an der Peter Pan Grundschule Berlin Marzahn-Hellersdorf arbeitet, ist es zu verdanken, dass die ältesten Teilnehmer*innen der „Schulsport-Stafette“ und damit auch die ältesten Aktiven in der Geschichte von „Jugend trainiert“ weit über 80 Jahre alt waren. Am 17. August 2021 kamen Jung und Alt zusammen, um sich näher kennenzulernen und auf spielerische Weise sportlich zu betätigen. Es war der Tag, als Peter Pan ein Seniorenheim besuchte.

Von Kai Gemeinder

Julia Masch ist eine engagierte Pädagogin. Schon beim Aktionstag „Jugend trainiert“ – gemeinsam bewegen im September 2020 war sie mit ihrer Klasse 2c aktiv und erinnert sich gerne an diesen Sporttag zurück. „Ich versuche den Kindern meiner Klasse alles zu ermöglichen, was geht“, sagt sie. Aber nicht nur die Kleinen hat Julia Masch im Blick. Weil sie selbst Oma und Opa im hohen Alter hat, und weiß, wie einsam sich ältere Menschen bisweilen fühlen, wobei die notwendigen Kontaktbeschränkungen in der Coronapandemie dieses Problem phasenweise noch verstärkt haben, kam der Erzieherin eines Tages eine Idee. 

Sie schlug ihrer Schulklasse und der Leitung eines Seniorenheims aus der Uckermark vor, Brieffreundschaften zwischen den Kindern und Heimbewohner*innen aufzubauen. Beide Seiten waren von der Idee begeistert, so dass im Laufe des letztes Schuljahres mehrmals Briefe zwischen Berlin und dem knapp 100 Kilometer entfernten AWO Seniorenzentrum Lea Grundig in Schwedt/Oder ausgetauscht wurden. 

Der Plan sei von Anfang an gewesen, dass irgendwann auch ein persönlicher Kontakt entsteht, berichtet Masch. Und als sie von der „Schulsport-Stafette“ erfuhr, sah sie eine Möglichkeit, dieser Begegnung einen offiziellen Charakter zu verleihen. Die Coronalage hatte sich im Sommer weitgehend entspannt und einem Besuch im Seniorenheim stand auch aus Sicht der Heimleitung nichts mehr im Wege. Deshalb orderte Masch bei der Deutschen Schulsportstiftung nicht nur Startnummern und Urkunden für Lilly, Nino und Co, sondern auch für deren betagte Brieffreund*innen. 

Aus Brieffreund*innen werden Oma Lisbeth und Opa Peter

Am 17. August war es dann so weit. Die 22 Schüler*innen, die mittlerweile die Klasse 3c besuchten, machten ebenso wie ihre Begleitpersonen vor der Abfahrt unter Aufsicht einer ausgebildeten Fachkraft einen Coronatest. Als bei allen ein negatives Testergebnis vorlag, konnte der Ausflug starten. Was ein halbes Jahr zuvor mit Brieffreundschaften begann, fand im Rahmen der „Schulsport-Stafette“ seinen vorläufigen Höhepunkt. 

In Vorbereitung auf den Tag hatte sich Julia Masch die Mühe gemacht, alle Startnummern zu laminieren und ein Bändchen anzubringen, damit die Kinder ihren Brieffreund*innen die Starnummern umhängen konnten. „Für die Seniorinnen und Senioren war das ein total schönes Erlebnis. Die waren baff, dass auf den Startnummern ihre Namen draufstanden, womit sie natürlich nicht gerechnet hatten“, erinnert sich die Erzieherin. Sollte es zwischen Jung und Alt im Vorfeld noch Barrieren gegeben haben, so fielen diese schnell. Sehr schnell. Am Kuchentisch konnten sich die Kinder und ihre jeweiligen Brieffreund*innen kennenlernen. Aus vermeintlich Fremden wurden Oma Lisbeth oder Opa Peter. Beide Seiten wollten das so. 

Um dem Motto der „Schulsport-Stafette“ gerecht zu werden, waren danach ein Wurfspiel und Eierlaufen vorgesehen. Im Nachhinein, so erzählt die Erzieherin, hätte sie viel mehr Bewegungsspiele mitbringen und vorbereiten sollen, weil die Senior*innen es kaum abwarten konnten, bis sie jeweils mit ihren Kindern an der Reihe waren. Dabei spielten sich Szenen ab, welche die anwesenden Pflegekräfte in ungläubiges Staunen versetzten. 

Grundschulkinder als Lebenselixier

So würden manche ohne ihren Rollator normalerweise keinen Schritt tun. Aber an diesem Tag nahmen die Alten ihr Kind an die Hand und gingen einfach los. Für andere wiederum sei es ein Unding, wenn jemand ihren Rollstuhl anfassen würde. Doch gegenüber den Kindern sei nichts davon zu spüren oder sehen gewesen. Sie durften „ihre“ Omas und Opas ganz selbstverständlich durch die Gegend schieben. 

Am beeindruckendsten jedoch sei der Fall einer Heimbewohnerin gewesen, die aufgrund einer schweren Depression bettlägerig sei und niemals ihr Bett verlasse. Für sie sei die Brieffreundschaft besonders wichtig. Und als die alte Dame gehört habe, dass die Kinder ins Heim kommen würden, habe sie darum gebeten, die Pflegekräfte mögen alles daran setzen, dass sie mit unten im Aufenthaltsraum sitzen kann. Und das hat geklappt. Ihr Brieffreund habe auf sie wie ein Lebenselixier gewirkt, glaubt Masch: „An diesem Tag hat sie gestrahlt, saß im Rollstuhl am Kaffeetisch und freute sich über ihren kleinen Besucher. Es war unfassbar.“ 

Als es ans Verabschieden ging, seien bei einigen Senior*innen und Kindern Tränen geflossen, weil sie sich gar nicht voneinander trennen wollten. Dass innerhalb so kurzer Zeit eine solche Nähe und Zuneigung entstehen würde, damit hatte auch die Erzieherin nicht gerechnet. Aufgrund der tollen Erfahrung wollten die Grundschulkinder ihre Omas und Opas eigentlich zur Weihnachtszeit erneut im Seniorenheim besuchen. Doch dann kam die vierte Welle, weshalb das Wiedersehen auf unbestimmte Zeit verschoben werden muss. Bis ein zweites Treffen möglich ist, werden weiter die Brieffreundschaften gepflegt. Und als Erinnerung an einen wunderbaren Tag im August 2021 bleiben allen Beteiligten ja noch die Startnummern und Urkunden, die eine honorable Gruppe von Seniorenheimbewohner*innen als älteste Teilnehmer*innen der „Schulsport-Stafette" ausweisen. 
 

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