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Ein Leuchtturm in Hamburg: Die Stadtteilschule Alter Teichweg

Die Eliteschule des Sports aus dem Wandsbeker Stadtteil Dulsberg, kurz ATW genannt, wurde am 12. August im Verlauf der Begrüßung ihrer neuen Sportschülerinnen und -schüler mit der Jubiläumsplakette von Jugend trainiert für Olympia & Paralympics ausgezeichnet. Es war das erste Mal seit dem „Finaltag der Hallensportarten“ an der Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt am Main am 11. März, dass eine Schule im Rahmen der „50 Jahre – 50 Orte“ Kampagne bei einer offiziellen Veranstaltung gewürdigt werden konnte. Einen besseren Schauplatz für die Renaissance der Ehrung hätte es kaum geben können.

Von Kai Gemeinder

Der naheliegende Grund, wegen dem die Stadtteilschule sich die Plakette verdient hat, ist ihre langjährige und überaus erfolgreiche Teilnahme am Schulsportwettbewerb. Seit der Verleihung des Status „Eliteschule des Sports“ durch den Deutschen Olympischen Sportbund im Jahr 2006 hat die Hamburger Vorzeigeschule kein Frühjahrs- oder Herbstfinale von „Jugend trainiert“ verpasst. Aber die Auszeichnung wird nicht nur für besondere sportliche Leistungen vergeben, sondern kann aus ganz unterschiedlichen Gründen erfolgen. Im Fall der ATW ließen sich viele nennen.

Hier sollen zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit geschildert werden, nicht zuletzt, weil sie für jede und jeden so gut nachvollziehbar sind. Man kann sich nämlich im Internet selbst ein Bild von der Schule machen, indem man sich Videos auf YouTube anschaut. Diese lassen die Zuschauerin und den Zuschauer ebenso staunend wie beeindruckt zurück. Denn sie zeigen, was Schule alles kann.


Beispiel 1: Der Erfolg des Schwimmteams wird zum Erfolg der gesamten Schule

Im Herbst 2018 gewann die ATW-Jungenmannschaft in der WK III im Schwimmen den Bundessieg bei „Jugend trainiert“ und qualifizierte sich so für die ISF Schulweltmeisterschaft, welche im Mai 2019 in Rio de Janeiro stattfand.  

Für Schulleiter Björn Lengwenus war, als er von der Qualifikation erfuhr, sofort klar: „Da fahren wir hin. Aber nicht die Schwimmer alleine. Wir nehmen Fans mit. Wir machen das zu einem Schulprojekt.“ Wer die Sporttalente begleiten durfte, wurde über ein Bewerbungsverfahren ermittelt, inklusive Casting, Recall und Speeddating zwischen den Schwimmern und den ausgewählten Schülerinnen und Schülern, die sich bis dato gar nicht kannten, weil sie verschiedenen Klassenstufen angehörten.

Über das sechsmonatige Schulprojekt, an dessen Höhepunkt die Wettbewerbe in Brasilien im Livescreen an der Schule übertragen wurden, damit nicht nur die mitgereisten, sondern auch zuhause gebliebene Schülerinnen und Schüler das Schwimmteam anfeuern konnten, wurde ein Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugt, das außergewöhnlich ist.

Begleitet wurde der gesamte Prozess von einem Filmteam der Kulturagenten Hamburg. Die absolut empfehlenswerte Reportage, die Einblicke in das Leben junger Leistungssportler gibt, das Zusammenwachsen der Reisegruppe dokumentiert und aufzeigt, warum am Ende die ganze Schule vom Erfolg des Schwimmteams nachhaltig profitiert, ist unter folgendem Link auf YouTube zu sehen. Auch sportlich – das sei nicht unerwähnt – lief es hervorragend: Vier Medaillen, unter anderem Bronze im Gesamtklassement und Silber in der Lagenstaffel, brachten die Schwimmer aus Brasilien mit nach Hause.


Beispiel 2: Positive Nachrichten in Zeiten der Corona-Beschränkungen

Ohne Zweifel: Die Covid-19-Pandemie hat Schulen vor große Herausforderungen gestellt. Für alle Welt sichtbar ist es der Stadtteilschule Alter Teichweg besser gelungen als vielen anderen, diese zu bewältigen. Um die Schulgemeinschaft auch in der Zeit der Schulschließung zu stärken, hat sich der ideenreiche Schulleiter Björn Lengwenus zusammen mit den Kulturagenten Hamburg erneut etwas Besonderes einfallen lassen: Der Pädagoge moderierte als Showmaster sechs Wochen lang in insgesamt 28 Folgen die Dulsberg Late Night auf YouTube. 

Das Besondere: Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrkräfte konnten sich in der Sendung mit einbringen und machten von dieser Möglichkeit auch regen Gebrauch. Dadurch ist ein höchst unterhaltsames und abwechslungsreiches Sendeformat entstanden, das im Internet längst Kultstatus erlangt hat, und von dem Ende Mai sogar ein „Best Of“ erschienen ist. In zahlreichen Medien, unter anderem beim NDR, in SAT.1 und bei „RTL aktuell“, wurde über die Schule und ihren charismatischen Schulleiter berichtet. Und es ist sicherlich kein Zufall, dass der Spiegel in seiner Onlineausgabe zum Schulstart nach den Sommerferien ausgerechnet die Stadtteilschule Alter Teichweg in der Rubrik Panorama genauer unter die Lupe genommen hat. Die Schule und ihr Schulleiter sind eben aufgrund der positiven Berichterstattung längst über die Grenzen Hamburgs hinaus bekanntgeworden.

+++ Ergänzung vom 03. September 2020 aus aktuellem Anlass +++

Für sein Engagement im Zuge der coronabedingten Schulschließungen wurde Björn Lengwenus gestern mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Den Preis in der Kategorie "Special Award" überreichte die Moderatorin und Tagesschau-Sprecherin Linda Zervakis dem Schulleiter, während er gerade eine 6. Klasse in Religion unterrichtete. Die gesamte Preisverleihung des YouTube GOLDENE KAMERA Digital Award 2020 wird am 08. September um 19 Uhr im Livestream auf YouTubbe übertragen.

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Mit Beginn des neuen Schuljahres dürfen die 1.600 Schülerinnen und Schüler der 1. bis 13. Klassen nun unter Einhaltung zahlreicher Regeln wieder am Präsenzunterricht teilnehmen, was eine logistische Meisterleistung erfordert. Trotzdem, so ist im Spiegel-Artikel zu lesen, empfinde Björn Lengwenus es als Geschenk, dass alle wieder da seien.

Dies sehen die Schülerinnen und Schüler bestimmt genauso. Eine von ihnen beschrieb es 2019, als die Welt noch in Ordnung war, in ihrer Bewerbung um einen Begleitplatz des Schwimmteams nach Rio mit folgenden Worten: „Die Schule ist unser zweites Zuhause. Wir sind ATW!“

Wenn es einer Schule gelingt, ein derartiges Gefühl der Geborgenheit und Zusammengehörigkeit zu erzeugen, hat sie viel erreicht. Deshalb wurde die Stadtteilschule Alter Teichweg völlig zu Recht in der vergangenen Woche mit der Jubiläumsplakette von „Jugend trainiert“ ausgezeichnet. Übergeben wurde die Ehrentafel von Rainer Köker. Der Abteilungsleiter Unterrichtsentwicklung der Behörde für Schule und Beruf erinnert sich noch gerne an seine eigenen Wettbewerbsteilnahmen als Schüler und Lehrer zurück und hofft „dass Sport bald wieder im gewohnten Umfang betrieben werden kann“. 

Nicht nur, aber auch an jener Schule, die vor, während und – so viel Zukunftsprognose sei gestattet – auch nach der Coronakrise als Vorbild in der deutschen Schullandschaft gelten darf: Hamburgs Leuchtturmschule ATW.
 

Rainer Köker (links) übergibt die Jubiläumsplakette an Björn Lengwenus

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