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Fußballstar Lena Oberdorf ist neue „Jugend trainiert“-Patin

Die renommierte britische Tageszeitung „The Guardian“ bezeichnet Lena Oberdorf als eine der fünf besten Fußballerinnen der Welt. Nach dem Gewinn der Vizeeuropameisterschaft im Jahr 2022 mit der Frauennationalmannschaft wurde die damals 20-Jährige von der UEFA als beste Jungspielerin ausgezeichnet und in die „Elf des Turniers“ gewählt. Fünf Jahre zuvor gewann sie mit der U-17 neben dem EM-Titel auch den UEFA-Award der „Goldenen Spielerin“. Zudem ist Oberdorf Trägerin der Fritz-Walter-Medaille in Bronze, Silber und Gold. Sportlich kamen zuletzt eine Deutsche Meisterschaft, drei DFB-Pokalsiege und das Erreichen des Champions-League-Finales mit dem VfL Wolfsburg hinzu. Lena Oberdorf ist ein Star ohne Allüren. Als Fußball-Patin möchte sie bei Jugend trainiert für Olympia & Paralympics junge Mädchen fürs Fußballspielen begeistern.

Von Kai Gemeinder

Angefangen hat alles im heimischen Garten. Lenas Vorbild war – und ist es bis heute – ihr fünf Jahre älterer Bruder Tim, der im Dezember 2021 seinen ersten Profivertrag bei Fortuna Düsseldorf unterschrieben und die Grundlage dazu beim Kicken mit Papa im Garten gelegt hat. Ebenso wie Lena, die, sobald sie laufen konnte, mitspielen wollte. Anfangs musste sie ins Tor, doch dabei blieb es nicht lange. Auch die drei Jahre ältere Schwester, derzeit Zweitligaspielerin im American Football, war dabei. „Wir haben mit der ganzen Familie abends im Garten gezockt, bis es dunkel wurde“, erzählt „Obi“, wie sie von vielen genannt wird.

Ihre Mutter, eine ehemalige Siebenkämpferin, hätte die Tochter lieber in der Leichtathletik gesehen. Aber der Ball und das Spiel hatten es Lena zu sehr angetan. Also begann sie, auch im Verein Fußball zu spielen – zunächst beim TuS Ennepetal, ab der D- Jugend dann bei der TSG Sprockhövel, dem Verein, in dem auch Bruder Tim die Fußballschuhe schnürte. Das besondere an Lenas Werdegang als Fußballerin: Sie spielte bis zur B-Jugend ausschließlich in Jungen-Mannschaften. Noch dazu war sie aufgrund ihres Geburtsdatums am 19. Dezember 2001 stets eine der Jüngsten, wenn nicht gar die Jüngste, im gesamten Team.

„Ich finde, das war ein Vorteil“, meint Oberdorf rückblickend. „Man hat schnell gelernt, sich auf dem Platz anzupassen. Ich wusste, ich hab nicht so viel Zeit mit dem Ball, weil die Jungs da einfach körperlich überlegen waren.“ Eine gesunde Zweikampfhärte und Robustheit mussten außerdem her, um sich gegen die Jungs durchzusetzen. Eigenschaften, die Obi bis heute auszeichnen.

Kurios: Die Schülerin Lena Oberdorf war nicht als Aktive, sondern als Co-Trainerin bei „Jugend trainiert“ am Start

Am Schulsportwettbewerb „Jugend trainiert“ hat Lena Oberdorf nie aktiv teilgenommen. „In der Leichtathletik war ich einfach nicht gut genug dafür, beziehungsweise wollte ich das dann auch irgendwie nicht, weil ich dachte: Ich hab so viel Training nebenbei. Da muss ich nicht auch noch da mitmachen. Ich hatte aber richtig Bock, beim Fußballturnier mitzuspielen. Nur hatten wir leider bei uns an der Schule nicht so viele Mädels, die mitzocken wollten“, erinnert sich Obi.

 „Am Ende hab ich aber doch noch frei bekommen“, fährt sie lachend fort und erklärt, wie es dazu kam: „Ich kannte die Jungs ja alle aus dem Verein. Und der Lehrer, der das ‚Jugend trainiert‘-Team geleitet hat, war der Vater eines Spielers aus meinem Verein. Er meinte dann zu mir: ‚Hast du nicht Lust, den Co-Trainer zu machen?‘ Er wusste ja, dass ich mit Jungs gut klarkomme und vielleicht auch dem ein oder anderen Mal was sagen kann, ohne, dass der dann gleich schlecht gelaunt ist.“  

Sie habe ihre Rolle richtig ernst genommen. Allerdings hätten sie und der Lehrer die Zügel wohl etwas fester anziehen müssen, um erfolgreich zu sein. „Ich war mehr so der entspannte Trainer. Ich dachte, habt Spaß. Ihr wisst ja alle, wie Fußball funktioniert. In der zweiten Runde waren wir dann aber auch schon raus, weil jeder nur zocken wollte. Da hat dann der Innenverteidiger angefangen zu dribbeln, weil er das im Verein nie durfte. So konnte es natürlich nicht klappen.“

Vom Talent zur Weltklasse – Lena Oberdorf geht ihren Weg

Weitaus erfolgreicher als die kurze Episode als Co-Trainerin entwickelte sich Oberdorfs eigene Fußballkarriere. Bereits mit zwölf Jahren debütierte sie in der U-15-Nationalmannschaft und durchlief fortan alle Jahrgangsstufen im DFB-Dress. Höhepunkt: besagter Titel bei der U-17-Europameisterschaft 2017 und die persönliche Auszeichnung zur „Goldenen Spielerin“ des Turniers.

Im April 2019 kam Oberdorf dann erstmals in der A-Nationalmannschaft zum Einsatz und wurde wenig später in den WM-Kader berufen. Mit ihrer Einwechslung im ersten Vorrundenspiel der Weltmeisterschaft gegen China am 8. Juni 2019 löste Obi im Alter von 17 Jahren, fünf Monaten und 20 Tagen keine geringere als die dreimalige Weltfußballerin und deutsche Rekordtorschützin Birgit Prinz als jüngste deutsche WM-Spielerin aller Zeiten ab. „Da hatte ich auch kurz Angst“, gibt Obi zu, „weil sie ja auch da war und ich dachte, hoffentlich ist sie jetzt nicht sauer.“ Prinz habe aber zum Glück ganz cool und lässig reagiert.

Den bislang größten Erfolg mit der Nationalmannschaft feierte Oberdorf bei der Europameisterschaft 2022. Die Fußballfrauen erreichten das Finale und lösten einen regelrechten Boom in Deutschland aus. Mit ihren 20 Jahren zählte die Mittelfeldspielerin zu den absoluten Leistungsträgerinnen im Team, was ihr den UEFA-Titel der besten Jungspielerin und die Berufung in die „Elf des Turniers“ einbrachte.

Auch die Bilanz mit dem VfL Wolfsburg, bei dem Oberdorf seit Sommer 2020 unter Vertrag steht, kann sich wahrlich sehen lassen: DFB-Pokal-Sieg 2021, 2022 und 2023; Deutsche Meisterschaft 2022, Vizemeisterschaft 2021 und 2023; Einzug ins Champions-League-Finale 2023.

Eine Führungsspielerin war Lena Oberdorf schon von Jugendjahren an. Mittlerweile ist sie zur absoluten Weltspitze gereift. So sieht es nicht nur der britische „Guardian“, der Oberdorf zu den fünf besten Spielerinnen der Welt zählt. Beim Ballon d’Or, der Wahl zur Weltfußballerin des Jahres, belegte Lena Oberdorf im Jahr 2022 den vierten Platz. Die Nominierung zu dieser Auszeichnung bezeichnet die Geehrte als einen Meilenstein ihrer Karriere. „Ich hab mit Fußball angefangen, weil ich mit dem Team einfach Titel holen wollte und will. Und dann merkt man, okay, es gibt auch Einzelauszeichnungen, die einem einfach eine extreme Wertschätzung entgegenbringen. Aber ich frage mich auch: Will ich jetzt die beste Spielerin sein oder will ich die Titel mit der Mannschaft holen? Und da würde ich immer lieber die Titel mit dem Verein oder der Nationalmannschaft holen wollen. Schon allein, weil die Partys danach einfach besser sind“, sagt Obi und lacht. Dann ergänzt sie: „Es macht einfach so viel Spaß mit den anderen Leuten auf dem Platz zu stehen, die alle genau das gleiche wollen. Und das erfüllt einen einfach extrem.“

„Es geht nichts drüber, mit den Freunden draußen zu sein und Sport zu machen“

Die Fußballerin Lena Oberdorf bezeichnet sich selbst als sehr ehrgeizige Person, die immer gewinnen will. „Egal, welches Spiel. Egal, wie viel es steht. Ich bin sehr kämpferisch auf dem Platz. Ich gebe nicht auf. Und ich bin mit Leidenschaft dabei. Aber ich glaube, das kann man über jeden Sportler sagen.“ Privat sei sie hingegen „die Ruhe in Person“. Wer auf Streit aus sei, müsse sich dafür jemand anderen suchen. Jungen Sporttalenten rät Obi: „Neben Disziplin, Respekt, Fairness – den ganzen Tugenden, die man einfach generell im Sport an den Tag legen sollte, ist, glaube ich, Spaß das Allerwichtigste. Man trainiert ganz anders, wenn man Spaß an der Sache hat.“

Ihre Bekanntheit und Reichweite – auf Instagram folgen ihr mittlerweile mehr als 300.000 Menschen – nutzt Lena Oberdorf inzwischen auch, um sich in sozialen Projekten zu engagieren. Bei der Hilfsorganisation World Vision hat sie Patenschaften für zwei Kinder übernommen, denen sie so dauerhaft Zugang zu sauberem Trinkwasser, gesunder Ernährung, medizinischer Versorgung und Bildung ermöglicht. In Deutschland unterstützt Obi das Fußball-Projekt „Scoring Girls“, das Mädchen und jungen Frauen – unabhängig ihrer Nationalität, sozio-ökonomischen Herkunft oder Glaubensrichtung – die Chance bietet, gemeinsam ihre Stärken und Interessen zu entdecken und genug Selbstvertrauen aufzubauen, um ihre Lebensträume zu verwirklichen.

Und nun hat sich Lena Oberdorf entschieden, auch noch Fußball-Patin bei Jugend trainiert für Olympia & Paralympics zu werden. „Ich glaube, es ist einfach extrem wichtig, den Sport zu pushen, gerade in den jungen Jahren. Bei mir zum Beispiel gab es ja keine Mädchenmannschaft. Deshalb würde ich mich freuen, wenn es heutzutage nicht mehr passiert, dass Mädchen nicht teilnehmen können, weil man zu wenig Mädels hat, die mitspielen wollen.“ Außerdem verbringe die heutige Generation ihrer Meinung nach zu viel Zeit drinnen. „Mit ‚Jugend trainiert‘ kriegt man die Kids auch wieder an die frische Luft nach draußen. Es geht nichts drüber, mit den Freunden draußen zu sein und Sport zu machen, Teil einer Gruppe zu sein, sich anzufeuern und als Team zusammenzuwachsen. Ich glaube, dass dieser Zusammenhalt und viele wichtige Tugenden über ‚Jugend trainiert‘ gut vermittelt werden.“

Lena Oberdorf hat schon viel erreicht und noch mehr vor. Sie ist 21 Jahre alt, selbstbewusst und bodenständig. Eine starke Frau, ein Vorbild. Und ab sofort ist sie Teil der „Jugend trainiert“-Familie.

© DFB/Thomas Böcker

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