Von Kai Gemeinder
Erstmals machte die „Schulsport-Stafette“ in dieser Woche in drei Bundesländern gleichzeitig halt. Insgesamt waren 119 Schulen aus Niedersachsen, Bremen und dem Saarland beteiligt und bewegten mehr als 21.000 Schülerinnen und Schüler. 245 Mannschaften waren für die unterschiedlichen Wettbewerbe gemeldet, ansprechende sportliche Leistungen wurden angeboten. Es ging um Punkte, Weiten und Zeiten, vielfach verbunden mit der Hoffnung, dass die gezeigte Leistung für die Qualifikation zum „Bundesfinale vor Ort“ reichen möge.
Aber es ging nicht um Platzierungen allein. Die Kinder seien einfach froh gewesen, endlich mal wieder das Schultrikot tragen zu dürfen, stellte etwa Sportlehrer Sebastian Gutenberg vom FKG Göttingen fest. Im Turnen, Handball und in der Leichtathletik hat das Gymnasium mit seinen siebten und achten Klassen fünf Mannschaften gemeldet. Eingebunden in die sportlichen Aktivitäten waren neben den aktiven jüngeren Schülerinnen und Schülern auch ältere aus dem Leistungskurs Sport. Diese leiteten den Sportnachwuchs fachkundig an, gaben Tipps oder begleiteten die Wettbewerbe als Kampfgerichte. „Das hat ganz klar den Schulzusammenhalt gestärkt“, resümiert Gutenberg.
Verlassen konnte sich der Sportlehrer aber auch auf zwei seiner Oberstufenschülerinnen aus der 13. Klasse. Franziska Günther und Paula Greinert haben – wie schon einmal während des Lockdowns im Januar – ein Video produziert, das diesmal die Geschehnisse der „Schulsport-Stafette“ an der eigenen Schule zusammenfasst und kreativ die Staffelweitergabe vom niedersächsischen Gymnasium Otterndorf über Göttingen ins entfernte Frankfurt am Main zur Carl-von-Weinberg-Schule in Hessen dokumentiert. Dort nämlich wird, ebenso wie in Rheinland-Pfalz und Sachsen, die „Schulsport-Stafette“ in der nächsten Woche weitergehen. Drehbuch, Regie, Kamera und Schnitt – all das übernahmen die beiden filmaffinen Schülerinnen und legten am Ende ein einminütiges Video vor, das preisverdächtig ist.
Nicht weniger professionell und kreativ ging es an der Theeltalschule Lebach zu. Dort allerdings nahm Sportlehrer David Hackhofer das Filmen selbst in die Hand. Entstanden ist ein lustiges Video, das zunächst den Achtklässler Luanit Mucaj in der Hauptrolle zeigt. Dieser freut sich überschwänglich darüber, dass die „Schulsport-Stafette“ an seiner Schule angekommen ist, wirft den goldenen Staffelstab in hohem Bogen über das gesamte Schulgelände, wo er in die Hände seiner Mitschülerinnen und Mitschüler gerät. Danach zeigt der Film Ausschnitte der kleinen „Theeltal-Olympiade“ mit Standweitsprung, Ballweitwurf und 100m-Sprint. Auch hier wurde eine ganze Sportwoche fachmännisch in eine Minute gepackt.
Alle 260 Schülerinnen und Schüler von der fünften bis zur zehnten Klasse waren an der Theeltalschule an der Aktionswoche beteiligt. Sport sei an seiner Schule besonders wichtig, sagt David Hackhofer. Weil sich in Lebach auch die saarländische Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge inklusive Kinderhort befindet, ist der Migrationsanteil an seiner Schule besonders hoch. „Die integrative Kraft des Sports machen wir uns natürlich zunutze. Kinder treiben gerne Sport und machen bei allem mit,“ erklärt der Pädagoge. Im Sport lassen sich Sprachbarrieren überwinden und Werte wie Respekt, Fair Play oder das Einhalten von Regeln spielerisch vermitteln. Vor allem aber fördert Sport das Gemeinschaftsgefühl. „Deshalb nehmen wir Angebote wie jetzt die ‚Schulsport-Stafette‘ sehr gerne an. Die Kinder hatten jedenfalls viel Spaß. Das sollte auch unser kleiner Film zum Ausdruck bringen“.
Spaß – das ist auch mit Blick nach Bremen das richtige Stichwort. Die Oberschule Ronzelenstraße ist bei „Jugend trainiert“ schon lange für sportliche Höchstleistungen bekannt. Die sportbetonte Schule war zum Beispiel Heimat von Florian Wellbrock, der als Schüler zweimal mit der Ronzelenstraße das Bundesfinale in Berlin erreichte und vor wenigen Wochen in Tokio zwei olympische Medaillen gewann, darunter Gold im Freiwasserschwimmen über 10km.
Bei der „Schulsport-Stafette“ meldete keine Bremer Schule so viele Teams wie die Oberschule Ronzelenstraße. In sieben Sportarten winkt der Einzug ins „Bundesfinale 2021 vor Ort“. Und doch lag der Schwerpunkt diesmal nicht auf dem leistungssportlichen Wettkampf, sondern bei einer Sportart, die gar nicht Teil des Wettbewerbsprogramms von Jugend trainiert für Olympia & Paralympics ist: dem Tanzen nämlich.
Alle Fünftklässler wurden zur Einschulung zum Tanz gebeten. „Es war ein voller Erfolg! Grandios. Die Kids waren richtig begeistert“, erzählt Harald Wolf, einst Sportlehrer von Florian Wellbrock, und ergänzt mit einem Augenzwinkern, Eltern hätten angerufen und gefragt: „Was habt ihr mit den Kindern gemacht? Die waren alle früh im Bett.“ Neben der Anstrengung besticht das Tanzen dadurch, dass schnell Hemmnisse abgebaut werden und der Spaß an der gemeinsamen Bewegung im Vordergrund steht. Diana vom Grün-Gold-Club – einem renommierten Bremer Tanzverein, der reihenweise Weltmeistertitel im Formationstanz gewinnt – übte mit den frisch Eingeschulten eine Choreografie ein, die diese schnell verinnerlichten. „Wir werden das auf jeden Fall verstetigen und auch in den kommenden Jahren bei der Einschulung wiederholen“, kündigt Harald Wolf an. „Diana hat ein richtiges ‚Wir-Gefühl‘ bei den Kindern ausgelöst.“ Mehr kann man zum Schuleinstieg – besonders in Zeiten wie diesen – wohl kaum erreichen.
Dass die „Schulsport-Stafette“ als auslösende Kraft an all dem einen kleinen Anteil hat, ist schön. Wobei eines klar ist: Ohne das bemerkenswerte Engagement der handelnden Personen an den Schulen, wäre es nicht möglich, Geschichten wie die aus Niedersachsen, dem Saarland oder Bremen zu erzählen. Wenn diese dann auch noch so wunderbar in bewegten Bildern festgehalten werden wie am Felix-Klein-Gymnasium Göttingen oder der Theeltalschule Lebach, umso besser.